Cannabis und Kultur

Cannabis und Kultur

Cannabis und Kultur sind seit Jahrhunderten eng miteinander verwoben.Was würde William Shakespeare dazu sagen, dass Cannabis heutzutage unter das Prohibitionsgesetz fällt? Die berühmte Kulturpflanze ist nicht erst seit der Hippie Bewegung die berühmteste weiche Droge weltweit. Historische Dokumente belegen, dass der Konsum von Cannabis weiter zurückreicht als der Verzehr von Kartoffeln und schon im frühen deutschen Bürgertum als Inspirationsdroge – speziell im Künstlerbereich – weit verbreitet war. Cannabis und Kultur hängen unbestreitbar zusammen – seit Jahrhunderten.

Keine andere Droge hat es geschafft, langfristig ein enger Wegbegleiter berühmter Persönlichkeiten zu sein – mit durchaus ansehnlicher Wirkung. Wir haben näher hingeschaut und sind auf interessante Erkenntnisse und Beispiele gestoßen:

Cannabis und Kultur – eine spezielle Symbiose

Eine spezielle Symbiose zwischen Cannabis und Kultur lässt sich in der Musikszene ausfindig machenHistorische Recherchen beweisen, dass Cannabis-Konsum im deutschen Bürgertum früher zum guten Ton gehörte und weit verbreitet war, quer durch alle sozialen Schichten, speziell aber in der jeweiligen Kulturszene.

Von Richard Wagner bis Bob Marley – Der Konsum von Cannabis als Inspirationsbrunnen hat eine lange Tradition bei Künstlern, Philosophen, Musikern und anderen kreativen Menschen.

Bis heute ist in der Künstlerszene – speziell in der Musikszene das Thema Cannabis präsent – ungeachtet jeglicher Prohibition. Von Reggae bis Rap ist das Thema Cannabis nicht nur Teil vieler Songtexte, sondern auch ein Part des Lifestyle der Interpreten.

Dabei flankiert das Thema Cannabis nicht nur die Musikszene, auch Literatur und andere Künste weisen schon viel länger eine Schnittmenge mit dem Konsum von Cannabis auf, als es die moderne Popkultur gibt. Viele Kreationen deutscher Hochkultur entstanden unter dem Einfluss von Cannabis. Unzählige Werke von Philosophen, Komponisten und Schriftstellern wären vermutlich ohne die Hanfpflanze niemals entstanden und zum zeitlosen Kulturgut geworden.

Drogen und Kultur – warum ausgerechnet Cannabis?

Unter unzähligen Drogen, die im Laufe der Geschichte dokumentiert wurden, nimmt Cannabis eine Sonderstellung ein. Keine andere Droge erfährt über Jahrhunderte hinweg eine annähernd so große Aufmerksamkeit in der globalen Gesellschaft. Gefeiert und umstritten – aber allgegenwärtig ist das grüne Kraut der Inspiration. Aber warum diese Sonderstellung?

Wirkung von Cannabis:

Cannabis zählt – trotz Prohibition – bis heute zu den sogenannten weichen Drogen. Die Literatur über die Korrelation zwischen Cannabiskonsum und Kreativität ist im Laufe der Jahrhunderte regalbretterfüllend.

Im Gegensatz zu sogenannten harten Drogen hat Cannabis nicht den Effekt des kompletten „Ausknockens“, sondern greift an schon vorhandene Rezeptoren im Gehirn ein und verstärkt oder vermindert die Wirkung endogen vorhandener Cannabinoide. Dies führt zur jeweils beabsichtigten Wirkung der Inspiration und der Ausweitung kreativen Denkens.

Verschiedene Sorten von Cannabis, z. B. Sativa- und Indica haben sehr abweichende Wirkungen. Das kreative Potenzial ist individuell. Während z. B. ein Philosoph kleine Dosen von Indica für die Kreativität förderlich finden könnte, so kann ein Tänzer diese Wirkung als eher träge empfinden. Im Klartext: Es existiert ein breitbandiges Potenzial für Cannabis um eine Person, die weiß, wie man eine Sorte und die Dosis wählt, um sich in eine kreative Stimmung zu versetzen.

Bei vernünftigem Konsum ist die eine der Hauptwirkung des Cannabis die Stresslinderung und Entspannung durch das Andocken der THC-Moleküle an spezielle Rezeptoren im Gehirn.

Das Ausblenden von Stressfaktoren und somit die Fähigkeit, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, beflügelt speziell bei Künstlern die Kreativität. Der komplette Realitätsverlust – wie z. B. bei LSD-Konsum – bleibt dabei aus.

Gesundheitliche Gefährdung:

Im direkten Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis ist weltweit kein Fall von direkter Todesfolge bekannt – im Gegensatz zu vielen anderen Drogen.

Im Unterschied zu anderen illegalen Drogen wie LSD oder Pilze ist das Abhängigkeits- und Gesundheitsrisiko bei Cannabis um einiges geringer. Dies gilt auch im Vergleich zu erlaubten rekreativ verwendeten Drogen wie Alkohol und Nikotin.

Körperlich fügt Cannabis keinem inneren Organ Schaden zu – es sei denn, es wird mit Tabak gemischt. Dies erklärt auch die Tatsache, dass viele Menschen bis ins hohe Alter Cannabis konsumieren und sich dabei bester Gesundheit erfreuen, während beispielsweise ein nasser Alkoholiker oder ein Heroinjunkie in der Regel nicht einmal die Mitte seiner Lebenserwartung erreicht.

An dieser Stelle soll nicht verschwiegen werden – bei übermäßigem Konsum kann es auch bei Cannabis zu psychischen Abhängigkeiten kommen, aber nicht in dem Maße wie bei Alkohol oder Heroin.

Medizinische Wirkung:

Was Wissenschaftler heutzutage evidenzbasiert erforschen, war vielen Konsumenten schon in früheren Jahrhunderten klar: Die Hanfpflanze enthält nicht nur Bestandteile, die für einen Rausch verantwortlich sind, sondern verfügt außerdem durch eine Vielzahl von Inhaltsstoffen über eine breitbandige medizinische Wirkung in vielen Bereichen.

Cannabis als Medikament wurde schon frühzeitlich gegen Symptome wie Schmerzen, Asthma, Schlafstörungen, Spasmen, Depression und Appetitlosigkeit eingesetzt – ohne klinisch untersuchten Evaluierungen.

Personen, die innerhalb der Künstlerszene in der Öffentlichkeit standen bzw. stehen sind oftmals großem Druck von außen ausgesetzt. Probleme wie psychische Störungen, Depressionen, aber auch Bluthochdruck oder organische Probleme sind daher weit verbreitet. Durch den Konsum von Cannabis werden quasi „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“. Einerseits wirkt das THC kreativitätsfördernd und berauschend, andererseits verhelfen die medizinischen Effekte diverser Cannabis-Inhaltstoffe zu einem gesteigerten Allgemeinbefinden.

Macht Cannabis kreativ? Was sagt die Wissenschaft?

Bei vielen Konsumenten besteht ein Zusammenhang zwischen ihrem Cannabiskonsum und ihrer KreativitätCannabis-Konsumenten haben im Verlauf der Geschichte den Zusammenhang zwischen Cannabis und Kreativität immer wieder beschrieben. Dieses Thema füllt Bücherregale und ist Inspiration für viele Songtexte oder Bücher. In der Neuzeit hat die Verbindung zwischen Cannabis und Kreativität zunehmend das Interesse akademischer Forscher geweckt. Denn die Schnittmenge von Cannabis und Kultur ist die Kreativität.

Die Erforschung dieses Zusammenhangs ist nicht einfach, denn das Wort „Kreativität“ ist nicht so simpel definierbar wie beispielsweise Fieber oder Herzfrequenz. Kreativität wird oft in Form von subjektiver Erfahrung erklärt und somit sind die wissenschaftlichen Mittel zur „Messung“ von Kreativität schwach.

Die Wissenschaft beschreibt die Mechanismen dieses Phänomens bis heute unzureichend. Trotzdem wurden zahlreiche Studien in dieser Richtung durchgeführt. Hier das berühmteste Beispiel:

Die LaFrance/Cuttler-Studie

Der Frage des Zusammenhangs zwischen Cannabis und Kreativität gingen u. a. Emily LaFrance und Carrie Cuttler vom Department of Psychology der Washington State University auf den Grund. Sie untersuchten die Korrelation zwischen Kreativität und Cannabiskonsum.

Für die Studie, welche in der Fachzeitschrift „Consciousness and Cognition“ erschien, wurden 412 Cannabis-Konsumenten und 309 Nicht-Konsumenten ausgesucht, um eine Reihe psychologischer und kreativer Tests durchzuführen. Außerdem mussten die Probanden sich einzuschätzen, für wie kreativ sie sich einschätzen, und wie viele kreative Produkte – Gegenstände, Bücher, Kunst oder Musik – sie in der Vergangenheit erschaffen haben.

Die Ergebnisse der psychologischen Studie zeigten, dass Cannabis-Konsumenten im Allgemeinen eher extrovertiert und offener für neue Erfahrungen waren. Sie berichteten zudem über ein höheres Maß an künstlerischer Kreativität als Nicht-Nutzer.

Gleichzeitig war ihre Anzahl an kreativen Werken oder Errungenschaften aber nicht größer als bei Nicht-Kiffern.

Die Ergebnisse dieser berühmten, aber auch vieler anderer Studien lässt Spielräume für Spekulationen. Es kann sein, dass der Cannabiskonsum per se nicht wesentlich zu einer gesteigerten Kreativität beiträgt – aber ohnehin kreative Menschen sind offener dafür, Cannabis zu konsumieren. Hinzu könnte der Placeboeffekt kommen sowie die medizinische Wirkung des Stressabbaus und der Entspannung.

Im Klartext: Gechillte Menschen sind kreativer als gestresste, insofern hat die Behauptung, Cannabis fördert die Kreativität auf jeden Fall ihre Berechtigung.

Cannabis und Kultur – was bedeutet die Kultzahl 420?

In der Cannabisszene sieht man immer wieder die legendäre Zahl 420Die Zahlenreihenfolge 420 (englisch ausgesprochen „four-twenty“) steht für einen Code-Begriff in der Kiffer Szene. Eine tiefgründige oder gar historische Bedeutung hat diese Zahl nicht.

Ihren Ursprung hat die Zahl vermutlich in der San Rafael High School. Erzählungen zufolge trafen sich im Jahre 1971 die Schüler regelmäßig nach dem Unterricht zum Kiffen hinter der Schule – um 4:20 p.m. (Europäisch 16:20 Uhr). Das Aussprechen der Zahl bedeutete so viel wie „Ich bin heute nach Schulschluss dabei“.

Die Zahl 420 verbreitete sich seither sehr schnell weltweit und wird bis heute als universeller Überbegriff angesehen, mit 420 wird alles gefeiert und zelebriert, was irgendwie mit dem Konsum von Cannabis in Zusammenhang steht. Die Zahl ist ein Zeichen dafür, Teil der Cannabis-Community zu sein. Ob man sich nach Feierabend einen Joint genehmigt, ein paar Pflänzchen anbaut oder auch Kekse backt – all das ist 420.

Im Laufe der Jahre wurde dem berühmten Zahlencode auch ein Datum zugeordnet: Der 20. April (amerikanisch 4/20) ist inzwischen der Feiertag der Kiffer Szene. An diesem Tag finden weltweit Veranstaltungen, Feste und Kongresse rund ums Thema Cannabis statt.

Cannabis und Kultur – die Hippiebewegung

Die Hippiebewegung in den 68er-Jahren steht als Sinnbild für die kulturelle Seite des CannabiskonsumsDie wohl bekannteste Symbiose von Cannabis und Kultur im letzten Jahrhundert ist die Hippiebewegung der legendären 68er Generation. Sie trat vor allem für eine Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen und Tabus ein. Die Hippiebewegung der 60er-Jahre in Amerika und weltweit war einerseits geprägt von religiösen Einflüssen, spirituellen Erfahrungen, aber auch von der Abwendung von konventionellen Strukturen der Gesellschaft hin zu einer friedlichen Welt. Zu dieser Lebensphilosophie passte Cannabis mit seiner gechillten Wirkung perfekt. Vor allem in der Musikszene manifestierte sich dies:

Summer of Love: Auf dem Höhepunkt der Hippie-Bewegung als jugendliche Gegenkultur fand im Juni 1967 in Monterey das erste internationale Pop-Festival der Geschichte statt. In Monterey – einer Gemeinde nahe San Francisco wurden einige Musiker des Festivals, die bis dato weitgehend unbekannt waren, z. B. Jimi Hendrix und Janis Joplin, zu Kultfiguren und bis heute zu zeitlosen Repräsentanten eines einzigartigen Lebensstils von Peace, Love, Music & Drugs.

Woodstock: Zwei Jahre danach fokussierte sich der Blick der Weltöffentlichkeit auf die Ostküste der USA. Im August 1969 fand auf einem Farmgelände in Bethel, in der Nähe des namengebenden und ursprünglich als Festivalort geplanten Woodstock das bis dato größte Open-Air-Musikfestival aller Zeiten statt. Dieses „Woodstock Music & Art Fair – 3 Days of Peace & Music“-Festival hat bis heute einen festen Bestandteil in der Musikgeschichte.

Sowohl beim Publikum als bei den Künstlern spielte der Drogenkonsum in dieser Phase eine begleitende Rolle. Nicht nur Cannabis – aber das Symbol des allgegenwärtigen qualmenden Joints steht bis heute für den Mythos einer friedliebenden, kreativ-künstlerischen und andersdenkenden Weltanschauung.

Cannabis und Kultur – berühmte Beispiele aus der Vergangenheit

Cannabis zu rauchen war und ist für viele Kulturtreibenden eine Sitte, die aus ihrem kulturellen Leben als Inspiration nicht wegzudenken ist. Unzählige Songtexten, Gemälde, aber auch Tanzchoreografien und Fotografien beschäftigen sich mit dem Thema. Viele literarische Werke wären ohne den Konsum von Cannabis nicht zustande gekommen. Abgesehen von den bekannten Beispielen der letzten Jahrzehnte und der Hippie-Bewegung gibt es zahlreiche berühmte Beispiele aus der früheren Vergangenheit:

Richard Wagner

Der geniale sowie umstrittene Lieblingskomponist Hitlers, Richard Wagner gehörte unumstritten zum „Klub der dichten Denker“. Immer noch pilgern Jahr für Jahr seine Fans nach Bayreuth, um seinen Werken zu lauschen. Ob Parsifal, Götterdämmerung oder Ring der Nibelungen – die „Nebelungen“ des grünen Dampfes hatten wohl eine große Rolle bei der Entstehung dieser Werke gespielt.

In Aufzeichnungen äußert sich u. a. sein Dienstmädchen mit den Worten: „Herr Wagner hat schon seit einigen Tagen an Atmungsbeschwerden gelitten. Dann wurde indischer Hanf angezündet, der einen wohlriechenden, süßen Dampf verbreitete, er hatte sich das so angewöhnt, dass er eigentlich nur noch komponieren konnte, wenn der indische Hanf seine schönen dicken Wolken machte“. (Quelle: Magazin „Querschnitt“, Oktober 1926).

George Washington

Als monumentale Figur der Geschichte der USA und deren erster Präsident war er maßgeblich an der Rebellion und dem Krieg für die Unabhängigkeit gegen das Britische Königreich beteiligt. Aber er war auch Hanfbauer.

In George Washingtons Farm in Mount Vernon wurde in großem Stil Cannabis angebaut. Er galt auch als bekennender Konsument des grünen Krautes und interessierte sich für den Aspekt der medizinischen Wirkung. Seite Hanfzucht galt als professionell.

William Shakespeare

Er gilt als einer der berühmtesten Schriftsteller aller Zeiten. Seine legendären Werke wie Hamlet oder Romeo und Julia sind zeitlose Klassiker und werden bis heute weltweit aufgeführt. Auch Shakespeare ließ sich durch den Genuss von Cannabis für seine Werke inspirieren.

Dies belegen u. a. Ausgrabungen an seinem Wohnort Stratford. Es wurden im Rahmen einer archäologischen Ausgrabung Beweise für einen regelmäßigen Konsum gefunden. Man fand beispielsweise Tonpfeifen, die Spuren von Cannabis enthielten.

Königin Viktoria von England

Sie ist zweifelsohne eine der kultigsten britischen Monarchinnen. Sie regierte mit eiserner Faust über das britische Empire und begleitete England als erstes Land der Welt durch die industrielle Revolution. Auch sie konsumierte Cannabis.

Das Cannabis wurde Ihrer Hoheit von ihrem obersten königlichen Arzt verordnet – zu medizinischen Zwecken. Es sollte ihr helfen, ihre schmerzhaften Menstruationsbeschwerden zu lindern. Sie nahm Cannabis als Tinktur ein, so wie es in dieser Zeit in Großbritannien nicht unüblich war. Ihr Leibarzt, Dr. Russell Reynolds, beschrieb Cannabis als „eines der wertvollsten Medikamente, das wir besitzen.“

Thomas Jefferson

Als einer der Gründungsväter der USA war auch Thomas Jefferson als Gouverneur ein Anhänger des Hanfkultes. Er bezeichnete Hanf als deutlich wertvollere Pflanze im Vergleich zu Tabak, welcher zu Auslaugung der Böden führt und kein Nutzen für das Vieh hat.

Jefferson erlaubte zeitweise sogar die Verwendung von Cannabis als eine Art von Währung, wenn staatliche Mittel zu verknappen drohten. Zitat: „Cannabis war die Grundvoraussetzung, um Handel und Schifffahrt zu betreiben, mit anderen Worten, es dient zum Reichtum und Schutz des Landes“.

Es ist nicht eindeutig belegt, ob er selbst konsumierte, aber er hatte erkannt, dass die Nation davon profitiert.

Fazit:

Cannabis und Kultur sind unzweifelhaft seit Jahrtausenden eng miteinander verbunden. Keine andere Droge hat global annähernd den Stellenwert der Inspirationsdroge für Künstler und Kulturschaffende aller Genres erreicht.

Eine wissenschaftliche Evaluierung der Zusammenhänge gestaltet sich schwierig. Fakt ist, dass im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum in der Kulturszene Geschichte geschrieben wurde.

„When the power of love overcomes the love of power the world will know peace.“
Jimi Hendrix
Musiker