Hanf als nachhaltige Nutzpflanze

Hanf als nachhaltige Nutzpflanze

Hanf als nachhaltige Nutzpflanze lässt sich in vielerlei Bereichen einsetzenDie Hanfpflanze gilt in der Botanik als „Eier legende Wollmilchsau“, eine Schatzkiste der Natur. Neben der Anwendung in der Medizin und als Genussmittel im Sinne einer weichen Droge ist Nutzhanf ein ökologisch wertvoller Rohstoff für Textilien, Papier und andere Nutzmittel. In der Geschichte war Hanf als nachhaltige Nutzpflanze weit verbreitet. Im Verlauf der Prohibition wurde der Anbau unterbunden.

Nun, in Zeiten der Klimakrise ist das langersehnte Revival in Sichtweite: Hanf als nachhaltige Nutzpflanze ist kostengünstig anzubauen, zu 100 Prozent verwertbar und wird in vielen Branchen als wichtiger Rohstoff gehandelt, welcher zu einer nachhaltigen Produktion führt. So haben wir diese Eigenschaften von Cannabis näher unter die Lupe genommen und die wichtigsten Informationen herausgefiltert:

Warum ist Hanf als nachhaltige Nutzpflanze so wertvoll?

Nutzhanf hat keinen oder einen sehr niedrigen THC-Gehalt und kann somit nicht als psychoaktive Substanz verwertet werden. Als Rohstoff verfügt er jedoch über hervorragende Eigenschaften. Trotzdem ist der Anbau im Zuge der Prohibition verboten worden.

Hanf besitzt als Rohstoff einen viel höheren Zellulosegehalt als die meisten Baumarten. Zellulose ist der wichtigste Bestandteil bei der Papierherstellung.

Im Vergleich zu Holz ist Hanf deutlich einfacher zu verarbeiten. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Hanf weniger Lignin-Moleküle besitzt als Holz. Diese müssen im Verarbeitungsprozess mühsam entfernt werden.

Fasern, die aus Hanf gewonnen werden, sind wesentlich länger als Holzfasern. Im Klartext: Aus Hanf hergestelltes Papier ist widerstandsfähiger, langlebiger und verfügt über eine höhere Reißfestigkeit.

Der entscheidende Vorteil der Hanfverarbeitung in Zeiten des Klimawandels ist die Nachhaltigkeit. Hanf ist anspruchsarm und wächst auf fast jedem Boden von den Tropen bis nach Kanada.

Aus Hanf hergestellte Produkte sind schadstoffarm, der Anbau der Hanfpflanze gelingt ohne Pestizide mit geringem Wasserverbrauch und bindet langfristig CO2.

Die Geschichte des Hanfs als Nutzpflanze

Die Ursprünge des Hanfanbaus gehen weit zurück. Schon vor ca. 14.000 Jahren wurde Hanf in Persien und China als Getreide angebaut. Hanfsamen wurden als Lebensmittel verwendet, die Fasern zur Herstellung von Kleidung, Schnüren, Tauen, Segeln etc.

Hanf als Rohstoff in der Antike

Hanf besitzt einen wesentlich höheren Zellulosegehalt als BaumartenRecherchen haben ergeben, dass Hanf von China um 1200 v. Chr. nach Indien gelangt ist. Dort wurde die Pflanze unter anderem in der ayurvedischen Kultur wegen der Wirkung von THC angebaut, denn diese spielte bei bestimmten kultischen Handlungen eine wichtige Rolle. Aber vor allem als Rohstoff wurde die Pflanze hochgeschätzt.

Die Seefahrt spielte damals eine wichtige Rolle. So wurden Segel für Schiffe, Seile, Flaggen oder auch Uniformen der Schiffsbesatzung über Hunderte Jahre hinweg aus Hanf produziert.

Hanf als Kulturpflanze im Mittelalter

Hanf als Rohstoff eroberte Europa. Speziell die Hanffaser fand ihren Weg in die Papierherstellung aufgrund des hohen Zellulosegehaltes und der extrem guten Belastungseigenschaften. Die Anbauflächen im Vergleich zum langsamer wachsenden Holz waren dementsprechend geringer und rentabler.

Viele Bestandteile mittelalterlicher Waffen, z. B. die Sehnen des Langbogens, entstanden aus dem Rohstoff der Hanffaser. Im 13. Jahrhundert gelang zum ersten Mal die Papierherstellung in Europa.

Mittelalterliche Mönche verfassten im Schein von Hanföllampen ihre Abschriften auf Hanfpapier. Gleichzeitig setzen die Christen während des Mittelalters den Konsum von Cannabis mit satanistischen Riten gleich. Im Jahre 1484 erklärt Papst Innozenz VIII. den Konsum von Cannabis zur Freveltat. Als Nutzpflanze blieb der Hanf – aufgrund seiner guten Eigenschaften – dennoch vorerst weiterhin erhalten.

Hanf als nachhaltige Nutzpflanze in der Neuzeit

Textilien aus Hanf sind äußert stabil und widerstandsfähigIm Laufe des 18. Jahrhunderts gab es die Kehrtwendung: Die Entwicklung von Baumwoll-Spinnmaschinen sowie die billigen Importe von Baumwolle und Jute, vor allem aus Russland und Asien, verdrängten den Anbau und die Nutzung von Hanf als Textilfaser.

Zusätzlich wurde der Pflanze zum Verhängnis, dass die Prohibition in den USA Fahrt aufgenommen hatte. Dies zeigte Wirkung, der Gebrauch von Hanf in jeglicher Form war ab 1935 in fast überall verboten. Es wurde nicht unterschieden, ob es sich um THC-freien Nutzhanf oder psychoaktives Cannabis handelte. Die wertvolle Pflanze hatte plötzlich unverdienterweise den Stempel der Drogenpflanze auf der Stirn.

Es folgte eine Hanfsteuer und zuletzt ein komplettes Anbauverbot – zuerst in den USA, in den folgenden Jahren beinahe weltweit. So wurde Hanf als Kulturpflanze in allen ihrer vielen Bereiche komplett aus dem Weltmarkt verbannt.

Die neue Chance - Hanf als nachhaltige Nutzpflanze in Zeiten der Klimawende

Der weltweit lauter werdende Ruf nach Klimaneutralität macht auch vor der Textilbranche nicht Halt. Nachwachsende Rohstoffe mit guter CO2 Bilanz sind zunehmend angesagt. An dieser Stelle kommt die Branche nicht mehr an Hanf als nachhaltige Nutzpflanze vorbei:

Immer mehr Länder entscheiden sich für ein Verbot von Einweg-Plastik, so auch Deutschland. Alternativen sind gefragt. Hanf entwickelt sich durch seine hervorragende CO2-Bilanz zu einer zukunftsträchtigen Alternative.

Hanf weist bereits während des Wachstums eine negative CO2 Bilanz auf und ist somit vorbildlich in der KlimabilanzBereits während des Wachstums weist die Hanfpflanze eine negative CO2-Bilanz auf und kann dem Treibhauseffekt entgegenwirken.

Kompostierbare Verpackungen werden in naher Zukunft Einwegverpackungen ersetzten. Auch hier verfügt Hanf über eine gute Bilanz bezüglich der Bioabbaubarkeit. Um als Lebensmittelverpackung zugelassen zu werden, muss die Hanffaser allerdings noch einige Zulassungshürden überspringen, z. B. bei der EU-Kommission, um offiziell als Food Contact Material (FCM) registriert zu werden.

Indirekte Auswirkung auf das Weltklima: Wertvolle Waldflächen, die für unser Klima dringend benötigt werden, können geschont werden. Hanf ist schnellwachsender als Holz und genauso nachhaltig. Für die Papierherstellung werden jährlich immens große Waldflächen gerodet, dabei liefert die Hanfpflanze bei extrem kürzerer Wachstumszeit deutlich mehr Papier auf einer vier bis fünfmal so geringen Anbaufläche.

Rückgang der Brandrodung: Die Rodung des Regenwaldes geschieht neben der Holzverwertung auch aufgrund der Erschließung landwirtschaftlicher Flächen z. B. für den Sojaanbau. Das Hanfsamen-Protein steht dem Soja-Protein nicht nur ernährungstechnisch um nichts nach, es wächst außerdem überregional und kann somit einen Beitrag zur Welternährung liefern.

Schadstoffreduzierung: Bei der Papierherstellung aus Holz werden tonnenweise hochgiftige Schwefel-Verbindungen in die Umwelt abgegeben. Darauf kann bei der Herstellung auf Hanf verzichtet werden.

Einsatzgebiete von Hanf als nachhaltige Nutzpflanze

Bereits 1400 vor Christus wurden schon Seile und Taue aus Hanf in der Schifffahrt eingesetztSchon die alten Chinesen wussten um die herausragenden Eigenschaften des Textilhanfes und stellten schon 1400 v. Chr. Seile und Segel für die Seefahrt her. Heutzutage sind die Einsatzgebiete vielseitiger. Hier einige Beispiele:

Papier aus Hanf: Von der Antike bis zur Prohibition – und zunehmend auch im neuen Jahrtausend – gehört die Papierindustrie zu einem der größten Nutzungsbereiche für Hanf. Die vielseitigen Eigenschaften sind das Kapital der Pflanze: Hanf ist wesentlich schonender im Anbau und weitaus robuster als Papier aus Holz.

Hanfplastik: Dabei handelt es sich um einen modernen Verbundwerkstoff. Das bedeutet, dass Kunststoffe durch den Einbau von Hanffasern während der Herstellung verstärkt werden, um die Eigenschaften zu verbessern.

Hanf als nachhaltiger Rohstoff in der Textilindustrie: Die Herstellungsverfahren von Hanftextilien haben sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt. So gibt es inzwischen sogenannte „cottonisierte Hanffasern“. Hierbei handelt es sich um einen Stoff, welcher durch verschiedene Modifikationen bei der Verarbeitung die gleichen Eigenschaften in der Verarbeitung aufweist wie Baumwolle.

Bekleidung für Allergiker: Hanf eignet sich ideal für den Bioanbau. Weder beim Anbau noch in der Verarbeitung müssen Chemikalien eingesetzt werden. So sind diese Textilien hautschonend und besonders geeignet für Allergiker.

Hanf als Dämm- und Isoliermaterial: In der Baustoffindustrie sind ökologische Dämmstoffe aus Industriehanf sehr beliebt. Die Produkte sind frei von Schadstoffen, der Anbau der Hanfpflanze erfolgt ohne Pestizide mit geringem Wasserverbrauch und bindet langfristig CO2. Die Dämmung mit Hanf ist langlebig und leistungsstark. Hanfdämmung bietet einen ausgezeichneten Schutz vor Hitze und verfügt über einen exzellenten Brandschutzwert. Feuchtigkeit wird durch die Pflanzenfasern abtransportiert und reduziert die Entstehung von Schimmel.

Rechtslage für den Anbau von Nutzhanf in Deutschland

Seit dem Jahr 1996 darf Nutzhanf wieder auf deutschem Boden angebaut werden. Die Auflagen für den Anbau sind jedoch sehr hoch.

Der Anbau von Nutzhanf als nachhaltiger Rohstoff ist ausschließlich Unternehmen der Landwirtschaft im Sinne des § 1 Abs. 4 des Gesetzes über die Alterssicherung der Landwirte (ALG) erlaubt.

Zugelassen sind in Deutschland nur Hanfsorten, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Dies wird engmaschig geprüft, eine Zuwiderhandlung wird mit hohen Strafen im Sinne des BtMG geahndet.

Hanf als Nutzpflanze – Aspekte für Wirtschaft und Landwirtschaft

Der Hanfanbau in der Landwirtschaft wird in Zukunft einen regelrechten Boom erleben. Schon heute wollen viele Landwirte auf den Anbau von Nutzhanf umsteigenNachdem der Anbau von Nutzhanf als nachhaltiger Rohstoff zwischen 1982 und 1996 verboten war, boomt die Branche. Dies hat nicht nur in Deutschland Auswirkungen auf die moderne Landwirtschaft, sondern auch auf den Wirtschaftsstandort.

In den letzten sieben Jahren ist die Anbaufläche von Nutzhanf in Deutschland um das Fünfzehnfache gestiegen. Alleine im Zeitraum von 2020 bis 2021 verzeichnete der Hanfanbau einen Zuwachs um 20 Prozent.

Es ist noch Luft nach oben: Im Vergleich zu anderen „Handelsgewächsen“ ist die Anbaufläche von Nutzhanf mit ca. 6.500 Hektar immer noch verschwindend klein. In Deutschland gibt es (Stand 12/2021) ca. 900 Landwirte, welche lizenziert Nutzhanf anbauen – der Großteil davon sind Biobauern.

Zukunftsträchtige Aussichten erwartet auch die Wirtschaft. Der Anbau nachhaltiger Rohstoffe wird zunehmend subventioniert werden. Außerdem könnten teure Importe anderer Rohstoffe, z. B. Baumwolle oder Soja reduziert werden, wenn sich Hanfprodukte in diesen Bereichen durchsetzen und regional produziert werden können.

Hürden für Landwirte: Der Anbau von Nutzhanf als nachhaltiger Rohstoff wird durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) kontrolliert. Jeder Landwirt, welcher sich für den Nutzhanfanbau entscheidet, muss dies anmelden und Anbau sowie Ernte entsprechend aufwendig dokumentieren. Dies bedeutet einen erhöhten Zeitaufwand. Auch die Sicherung der Absatzmärkte steckt noch in den Kinderschuhen und gestaltet sich noch nicht so einfach wie beispielsweise bei Mais –oder Weizenanbau.

Fazit

Hanf als nachhaltige Nutzpflanze war, ist und wird in unserer globalen Gesellschaft eine der vielseitigsten Gewächse mit hohem Einsatzspektrum bleiben und als wichtiger Rohstoff breitbandige Verwendung finden.

„Wenn wir, um unseren Planeten zu retten und den Treibhauseffekt umzukehren, künftig auf alle fossilen Brennstoffe ebenso verzichten wollen, wie auf die Abholzung unserer Wälder zur Gewinnung von Papier und landwirtschaftlichen Nutzflächen, dann gibt es nur eine Pflanze, die als nachwachsender Rohstoff in der Lage ist, den größten Teil an Papier, Textilien und Nahrungsmitteln sowie des privaten und industriellen Energieverbrauchs zu liefern, und die zugleich die Umweltverschmutzung eindämmt, die Böden verbessert und unsere Luft reinigt: Es ist eine alte Gefährtin, die dies schon immer für uns getan hat: Cannabis, Hanf, Marihuana.”

 Jack Herer, Autor und amerikanischer Hanfpionier