Cannabis und Religion

Cannabis und Religion - Die Rolle von Hanf in bekannten Weltreligionen

Cannabis spielt in vielen Religionen eine RolleDie meisten von uns assoziieren Cannabis mit der Hippie Bewegung, der Musikerszene oder der Chill-Kultur der heutigen Jugend. Dabei hat Cannabis als religiöse Droge eine weitaus längere und bewegte Vergangenheit. Die Nutzung von Cannabis als Rauschmittel im Rahmen religiöser Rituale ist älter als die geschriebene Geschichte. Was hat es auf sich mit Cannabis und Religion?

Die bewusstseinsverändernde Eigenschaft von Cannabis verändert unsere Sicht auf die Dinge. Sie lässt uns die Welt aus einem anderen Standpunkt aus betrachten und inspiriert die Kreativität. So ist es nicht verwunderlich, dass Cannabis und Religion eng miteinander verbunden sind. Viele Religionen haben Cannabis im Laufe der Jahrtausende angewandt, um eine engere Verbindung zum Göttlichen zu ermöglichen. Wir haben die interessantesten Fakten zusammengefasst:

Cannabis und Religion – eine Übersicht

Anhaltspunkte für den Status von Cannabis als heilige Pflanze finden sich bereits in den meisten alten Religionen, beispielsweise im Schintoismus, Buddhismus und Sufismus sowie in alten afrikanischen Religionen bei den Stämmen der Bantus, Pygmäen, Zulus und Hottentotten. Quer durch die Religionsgeschichte zieht sich keine andere Droge wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte wie das Cannabis – die wichtigsten Beispiele:

Cannabis im Buddhismus

Im Buddhismus wird Cannabis zur Bewusstseinserweiterung genutztBuddhisten der Neuzeit haben durchaus gegensätzliche Ansichten bezüglich des Cannabiskonsums als religiöses Ritual der Bewusstseinserweiterung. Unabhängig dieser unterschiedlichen Meinungen spielte das Cannabis eine Rolle auf der geschichtlichen Reise des Buddhas:

Laut einer buddhistischen Legende aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. ernährte sich Buddha sechs Jahre lang auf seinen Weg zur ultimativen Erleuchtung ausschließlich von einem einzigen Hanfsamen am Tag.

Diese Askese leitete ihn letztendlich zur Erkenntnis der vier hohen Weisheiten und zum achtfachen Pfad der Erkenntnis.

In der Folge wurde Cannabis im Rahmen verschiedener Meditationstechniken verwendet, um Körper und Geist in Einklang zu bringen.

Heutzutage ist in Tibet der Besitz und Konsum von Cannabis offiziell verboten. Da Tibet der Volksrepublik China unterstellt ist, gelten deren Rechte. Somit ist nicht nur Anbau, Besitz und Verkauf, sondern auch der Konsum unter harter Strafe – bis hin zur Todesstrafe – gestellt.

Cannabis im Hinduismus

Im Hinduismus spielt Cannabis eine wichtige RolleWelcher Zusammenhang besteht zwischen einem heiligen Mann, der dem Gott seiner Sekte ergeben ist, und Cannabis? Im Hinduismus, der Kernreligion Indiens, ist Marihuana seit Jahrtausenden ein Teil der Kultur.

Gemäß dem Rigveda, der ältesten hinduistischen Überlieferung, sind bewusstseinserweiternde Pflanzen eine Gabe der Götter.

Shiva ist der Gott, welcher am häufigsten mit der Nutzung von Cannabis in Zusammenhang gebracht wird. Allerdings weisen religiöse Überlieferungen oft darauf hin, dass Shiva Cannabis benutzt hat, um das Volk und dessen Untergebenheit zu erhalten. Nach einer indischen Überlieferung brachte Shiva die Hanfpflanze auf die Erde. Einer nepalesischen Legende zufolge fielen Shiva Hanfblüten aus den Dreadlocks. Die um ihn herumspielenden Affen futterten diese und wurden so zu Menschen.

Insbesondere die Sadhus zelebrierten den Cannabiskonsum in religiösen Zeremonien, wobei der rituelle Konsum von Cannabis hauptsächlich bei heiligen Festen angewandt wird. Sie verwendeten Cannabis, indem sie es in einem Chillum rauchen. Beliebt ist ebenfalls ein spezielles Getränk namens „Bhang“.

So wird Shiva als “The Lord of Bhang”, der Herr des Hanfes, bezeichnet. Indra, Krishna und die Göttin Kali gelten ebenfalls als Gottheiten der heiligen Pflanze.

Hinduistische Mönche und Pilger pflegen den Cannabiskonsum bis heute und dürfen Hanf in regierungseigenen Geschäften kaufen.

Cannabis im Islam

Im Gegensatz zu Alkohol ist Cannabis im Islam nicht verbotenIm Unterschied zu Alkohol, dessen Gebrauch im Koran explizit untersagt ist, wird Hanf im Koran nicht erwähnt, gilt allerdings als Rauschmittel bei den Moslems offiziell trotzdem als verbotene Substanz. Trotzdem spielt Cannabis in der Religion des Islam eine wichtige Rolle:

Die mystische Richtung des Islams, der sogenannte Sufismus, befürwortet den Konsum von Hanf sogar. In einigen Sufis Gruppen gilt der Genuss von hanfhaltigen Produkten als Akt der Anbetung.

Der Konsum von Cannabis ist in der gesamten islamischen Welt sehr verbreitet. In einigen Ländern Afrikas sowie in Pakistan reicht die Hanftradition weit in die vorislamische Zeit zurück.

Die Geschichte des Cannabis in der islamischen Welt war schon immer ambivalent. Früher hatten viele Regierungen eine liberalere Politik bezüglich Anbau und Konsum verfolgt – speziell in Ländern wie Afghanistan, welches bis heute gemeinsam mit Marokko der weltweit größte Haschischstandort darstellt.

Über Jahrhunderte hinweg erlaubten die Behörden die Herstellung von Haschisch. Der Anstieg an Touristen in islamische Länder, die auf der Suche nach Drogen außerhalb der Religion waren, sowie der Druck seitens der harten Drogenpolitik Amerikas veranlassten die Regierung dazu, ein Prohibitionsgesetz durchzusetzen, welches den Anbau von Cannabis und Mohn verbietet.

Cannabis im Christentum

Im Christentum spielte Cannabis bei religiösen Ritualen eine wichtige RolleDie meisten alten Religionen aus der ganzen Welt nutzten Cannabis sowohl als religiöses Ritual als auch medizinisch. So ist es nicht verwunderlich, dass Cannabis auch schon im frühen Christentum eine Rolle gespielt hatte.

Grundsätzlich ist der Begriff der Nüchternheit eng mit dem Christentum verbunden. Dies manifestiert sich durch viele strengen Regeln über Drogen- und Alkoholkonsum – über die gesamte Geschichte des Christentums hinweg.

Während der biblischen Zeit wurde Hanf als Nutzpflanze für eine Vielzahl von Zwecken angebaut. So auch im alten Ägypten. Auch im Nahen Osten spielte Cannabis auch eine wichtige Rolle als Faserquelle, allerdings auch bei religiösen Zeremonien.

Es scheint offensichtlich, dass sowohl Hanf als Rohstoff, aber auch Cannabis als Zeremonie von religiösen Ritualen während des gesamten biblischen Zeitalters keine Seltenheit war.

Die heutige christliche Kirche distanziert sich eindeutig von Drogen aller Art und drückt auch – von offizieller Seite aus – bei einem Joint kein Auge zu.

Fakt:
Christliche Anhänger des grünen Krauts begründen bis heute die Legitimierung von Cannabis als Naturpflanze mit der Bibel: „Gott schuf Himmel und Erde und alles, was daraus wuchs“.

Der medizinische Aspekt spielte ebenfalls in den alten Klöstern eine wichtige Rolle. Krankheiten machen sich breit und waren auch damals schon nicht immer mit klassischer Humanmedizin in den Griff zu kriegen. So wurden Klostergärten angelegt und die Naturapotheke ins Leben gerufen. Eine Vielzahl von teilweise giftigen, aber auch psychoaktiven Pflanzen versprachen Aussicht auf Linderung und Heilung – so auch Hanf.

Interessant ist die These, dass Cannabis eventuell bereits in der Bibel erwähnt wurde. Die Interpretationen und wissenschaftliche Studien zu diesem Thema füllen Regalbretter christlicher Literatur weltweit. Letztendlich konnte aber bisher kein wissenschaftlich evidenzbasierter Beweis für die explizierte Erwähnung von Cannabis in diversen Bibelstellen gefunden werden.

Cannabis im Judentum

Im Judentum spielt Cannabis keine Rolle, während in Israel aktiv an Cannabis im Gesundheitswesen geforscht wirdDas Verhältnis von Judentum zu Cannabis ist komplex. In Genesis 1:29 heißt es: „Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen.“ Auch der Talmud bezieht sich indirekt auf den Hanfanbau, dabei handelt es sich aber hauptsächlich um Hanf als Rohstoff und nicht um den psychoaktiven Gebrauch.

Die meisten Juden stehen Drogen grundsätzlich ablehnend gegenüber. Man soll sich stets auf das Gebet konzentrieren können. Weil Drogen der Gesundheit und der Konzentrationsfähigkeit schaden, werden Rauschmittel abgelehnt. Aber: Für Alkohol und Cannabis gelten jedoch Ausnahmen.

Ein Becher Wein ist Teil des Schabbats und auch an anderen Festtagen zur feierlichen Handlung dazu. An Pessach schreibt das Ritual sogar vier Becher Wein vor. Cannabiskonsum gehört allerdings nicht offiziell zu den religiösen Ritualen.

Auch wenn als Genussmittel verschmäht, spielt das Cannabis in der medizinischen Forschung jüdischer Staaten eine große Rolle.

Jüdische Forscher testen unter anderem, ob der Einsatz von Cannabis das Leiden von Parkinson-Patienten und Krebspatienten lindern kann. Im internationalen Vergleich steht Israel in der medizinischen Cannabisforschung weit vorne.

Ist Cannabis koscher? Diese Frage ist noch nicht eindeutig geklärt. Für Israelis ist die Frage, ob Cannabis koscher ist, nicht unwichtig. Denn im Gegensatz zu Tieren, Wein oder Käse findet das verbotene Gras in den Vorschriften zur koscheren Zubereitung von Lebensmitteln keine Erwähnung. Trotzdem gab der bekannte Rabbiner Efraim Zalmanovich im Jahre 2013 die Antwort: zumindest zu medizinischen Zwecken sei Cannabis glaubenskonform.

Passend zur Cannabis-Aufbruchsstimmung soll es in den USA bald auch ein echtes „Koscher-Zertifikat“ für Cannabis geben. In New York State hat Rabbi Moshe Elefant angekündigt, dass wenigstens medizinisches Cannabis demnächst als koscher zertifiziert werde.

Cannabis und die Äthiopisch koptische Kirche

In der Äthiopisch koptischen Kirche ist der Genuss von Cannabis ausdrücklich erlaubtDie äthiopische Zion-koptische Kirche stellt ein Ableger der Rastafari-Bewegung dar, die in den 1970er-Jahren in Jamaika aufblühte und sich ab 1975 in Florida etablierte. Mitglieder der Bewegung behaupten, dass es auf den Lehren von Marcus Garvey basiert, dass Cannabis als Rastafari-Sakrament Verwendung findet.

In dieser Religion gilt das Rauchen von Hanfblüten als Sakrament und ist in der Gemeinschaft der Gläubigen ausdrücklich erlaubt.

Der Rastafari-Kult, welcher außerhalb von Äthiopien speziell auf Jamaika, aber auch in den USA besonders viele Anhänger hat, ist mit der rituellen Nutzung von Cannabis besonders eng in Zusammenhang (s. nächstes Kapitel). In dieser Gemeinschaft stellt das Hanfrauchen ein wichtiger Bestandteil der religiösen Zeremonien dar.

Religion und Politik treffen aufeinander: Obwohl der Cannabiskonsum in der Religion fest verankert ist, so verbietet die äthiopische Politik den Anbau, Vertrieb und Konsum von Cannabis. In der Praxis lässt sich dies aber kaum verhindern. So gibt es Gebiete, welche weltweit für hochqualitatives Cannabis regelrecht legendär sind.

Bob Marley & Co - die Rastafari Bewegung

Die rastafari-Bewegung verehrt die heilende Wirkung von CannabisCannabis und Religion treffen zeit- und länderübergreifend seit Beginn der Menschheitsgeschichte aufeinander. Im letzten Jahrhundert erreichte eine spezielle religiöse Bewegung weltweit Aufmerksamkeit: die Rastafari Bewegung. Dreadlocks, Reggae und Kiffen – rund um den wohl prominentesten Vertreter Bob Marley – wurde als Lebensstil Kult und prägte die Generation der Hippie Bewegung.

Mit der Rastafari-Religion assoziieren viele Menschen typischen Klischees: Reggae, Partys und der Joint. Doch hinter der Religion steckt viel mehr: Der Rastafari Kult entstand in den 1930ern auf Jamaika als schwarze Befreiungsbewegung. Auch weiße europäische Anhänger dieser Bewegung sehen sich heute als Teil einer weltweiten antirassistischen Bewegung an.

Der Begriff „Religion“ wird nur teilweise verwendet, aber Gott und Bibel spielen eine wichtige Rolle. Eine wichtige Persönlichkeit bei der Gründung der Rastafari-Bewegung in Jamaika ist dabei Marcus Garvey, der Gründer der Back-to-Africa-Bewegung.

Der Konsum von Cannabis in Form von Rauchen der Blüten ist eine elementare Erfahrung für Mitglieder der Rastafari Bewegung. Es soll die Symbole Erde, Feuer, Wasser und Luft vereinen und zu spirituellen Erfahrungen mit Gott führen.

Bob Marley schaffte es als Musiker und Vertreter der Rastafari, nicht nur der schwarzen Gettojugend in den USA und der Karibik Selbstbewusstsein zu geben, sondern eine ganze Generation zu prägen.

Fakt: Bob Marley war – entgegen der landläufigen Meinung – kein klassischer Kiffer. Bei ihm stand das Cannabis nicht als Droge, um high zu werden, im Vordergrund.

Marley hatte einen streng strukturierten Arbeitsalltag und nutzte das Cannabis, um zu meditieren, zu philosophieren, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und innere Heilung zu erfahren.

In der Hippieszene rund um die 1968er hatte Cannabis zwar nicht bei allen einen rituellen Zusammenhang mit der Rastafari Religion. Dennoch galt Cannabis stets als „Friedensdroge“ – sowohl für die “Peace & Love Generation”, als auch bei der Rastafari Bewegung.

Die Erlangung inneren Friedens ist somit die gemeinsame Schnittmenge zwischen den Cannabis-Konsumenten der weltlichen Gesellschaft und der Anhänger verschiedener Religionen.

Cannabiskonsum aus religiösen Zwecken – die Rechtslage

Für den Konsum, Anbau und Vertrieb von Cannabis als Genussmittel sind die Gesetze klar geschrieben. Trotzdem werden immer wieder Stimmen laut, als Ausnahmeregelung eine Genehmigung zu erwirken, Cannabis als religiöses Ritual nutzen zu dürfen – analog zur medizinischen Nutzung, welche seit 2017 gesetzlich geregelt ist.

Grundlage des Rechtsstreits ist die Berufung auf die Freiheit der Religionsausübung gemäß Art 4 II GG.

Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) wies diverse Forderungen mit dem Argument zurück, dass kein öffentliches Interesse bestehe. Mit einem Urteil vom 21. Dezember 2000 hat der 3. Senat des Bundesverwaltungsgerichts entschieden, dass eine Erlaubnis zum privaten, nicht-kommerziellen Anbau von Hanf (Cannabis sativa) als Rohstoff für den rituellen Konsum nicht unter Berufung auf die Freiheit der Religionsausübung (Art 4 II GG) verlangt werden kann.

In die Öffentlichkeit gelangte die Diskussion, als der bekannte Liedermacher Hans Söllner als bekennender Anhänger der Rastafari Bewegung gerichtlich die Genehmigung für die rituelle Nutzung des Cannabis offiziell erwirken wollte. Sein Argument, es sei Bestandteil seiner Rastazeremonien, „heiliges Kraut“ zu konsumieren und auch anzubauen stieß bei den zuständigen Gerichten auf Granit.

Außerdem wurde auf die Gefahr hingewiesen, ein positives Urteil könnte „in der Öffentlichkeit als Hinweis auf einen einfachen Weg zum legalen Cannabiskonsum interpretiert werden“.

Das BVerwG verweist zusätzlich darauf hin, dass in Fällen von „harmlosem“ Eigenbedarf sowieso „keine Strafverfolgung drohe“.

Fazit

Cannabis hatte und wird innerhalb der Religionen global und zeitübergreifend immer eine Rolle spielen.

In einem Punkt sind sich die meisten Religionen und Konfessionen einig: Solange die Anwendung der Pflanze dem Lindern von Schmerzen und einer besseren physischen und seelischen Gesundheit und der Erlangung spiritueller Erfahrungen dient, ist sie zumindest geduldet. Wird die Pflanze und deren Konsum allerdings ausschließlich zu Genusszwecken verwendet, ist Cannabis eine verbotene Frucht.

Cannabis, Religion und Politik: Aus der Perspektive der Religionen lassen sich eventuell Erklärungsansätze für aktuelle internationale Entwicklungen rund um das Thema Cannabis in Medizin, Gesellschaft und Wirtschaft ableiten. So ist beispielsweise Israel Jahrzehnten Vorreiter in der Cannabisforschung, während vielerorts in der westlichen Welt christliche Kirchen und Kirchengruppen jeden Vorstoß blockieren.

Ein Ansatz zur Annäherung an die Diskussion von Cannabis aus religiöser Perspektive heraus kann per se keine Sünde sein – in diesem Punkt sind sich die meisten Religionsgemeinschaften einig. Zusätzlich gibt es heutzutage in einem zunehmend evidenzbasierten Forschungsumfeld zumindest noch ausreichend Raum für Diskussionen und Entscheidungen.

„And God said: I have given you every plant on this earth“
Genesis 1/29