Gestrecktes Cannabis – Erkennung und Gefahren

Gestrecktes Cannabis – die versteckte Gefahr

Gestrecktes Cannabis wird zunehmend zur Gefahr, da oft synthetische und gesundheitsgefährdende Streckmittel eingesetzt werdenStreckmittel in Cannabis sind aufgrund des noch bestehenden Verbotes ein großes Problem für Konsumenten. Der Schwarzmarkt boomt, das Gewicht bestimmt den Preis. Gestrecktes Cannabis ist in großem Umfang auf dem Markt unterwegs. Abgesehen von Streckmitteln stellen auch Verunreinigungen durch Dünger, Schimmel und Schädlingsbekämpfungsmittel eine Gefahr für die Gesundheit des Konsumenten dar.

Wir haben näher hingeschaut. Was bedeutet gestrecktes Cannabis? Welche Streckmittel werden verwendet? Mit welchen Verunreinigungen muss ich zusätzlich rechnen und wie kann ich mich vor gestrecktem Cannabis schützen?

Warum wird gestrecktes Cannabis verkauft?

Gewicht und Preis: Der Hauptgrund für den Verkauf von gestrecktem Cannabis ist die Erhöhung des Gewichts. Einige Dealer schrecken nicht davor zurück, das Gewicht des Produkts mit „schweren Substanzen“ wie z. B. Blei, Glaspulver, Sand etc. zu erhöhen, um einen höheren Preis zu erzielen – und nehmen gesundheitliche Schäden ihrer Kunden billigend in Kauf.
Vortäuschung von Qualität: Eine weitere Intention für die Verwendung von Streckmittel ist es, das Cannabis „optisch aufzupeppen“. Das bedeutet, durch Aufsprühen verschiedener Substanzen das Cannabis so aussehen zu lassen, als hätte es mehr Trichome – also mehr Potenz, als es in Wirklichkeit besitzt.

Die zwei Arten von Streckmittel in Cannabis

Die Liste von Streckmittel in Cannabis ist lang und wächst stetig weiter. Grundsätzlich wird gestrecktes Cannabis in zwei Kategorien unterteilt:

Streckmittel, die frei erhältlich sind

Z. B. Sand, Glaspulver, Haarspray, Brix etc. Diese Substanzen klingen erst mal halb so schlimm. Bei Konsum durch Inhalation des gestreckten Cannabis setzen sich Konsumenten allerdings unkalkulierbaren gesundheitlichen Folgen aus

Lacing

...ist der Fachbegriff für die Verunreinigung von Cannabis durch andere illegale Drogen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um synthetische Cannabinoide oder andere NPS (Neuen Psychoaktive Stoffe). In sehr seltenen Fällen wurden auch harte Drogen, wie z. B. Heroin entdeckt.

Welche Streckmittel sind am häufigsten?

Die „Kreativität“ einiger Dealer, gepaart mit krimineller Energie, ist äußerst hoch. So auch die Liste der Streckmittel von Cannabis. Einige der am häufigsten vorkommenden Stoffe in gestrecktem Cannabis haben wir näher beleuchtet:

Synthetische Cannabinoide

Synthetische Cannabinoide, auch als Cannabinoidmimetika geläufig, gehören zu den sogenannten „Neuen psychoaktiven Stoffen (NPS)“, welche unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Derzeit sind ca. 170 verschiedene synthetische Cannabinoide wissenschaftlich dokumentiert. Die Anzahl ist steigend, es werden immer neue Verbindungen geschaffen, um eine Identifizierung durch entsprechende Analysen zu erschweren. Als Ursprung werden Labore in Asien vermutet.

Da der Preis dieser Cannabinoide im Vergleich zum natürlichen Cannabis sehr gering ist und es ebenfalls berauschend wirkt, sind diese Stoffe ganz vorne in der Beliebtheit der Streckmittel.

Cannabinoidmimetika sind für Konsumenten äußerlich nicht erkennbar, es existiert kein charakteristischer Geschmack oder Geruch. Aufgrund ihrer starken Wirkung werden sie nur in geringen Mengen aufgebracht. Nachweisbar sind sie lediglich durch eine professionelle Laboranalyse.

Vorsicht, Lebensgefahr: Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahre 2019 starben in Deutschland nachweislich 11 Personen am Konsum von Cannabis, welches mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt war, 2020 waren es 9 Personen, die Dunkelziffer ist vermutlich höher.

Vorsicht Suchtgefahr! Im Gegensatz zu natürlichem Cannabis geht von synthetischen Produkten ein hohes Abhängigkeitspotenzial aus, vergleichbar mit Alkohol und anderen harten Drogen.

Brix als Streckmittel von Cannabis

Brix als Streckmittel für Cannabis besteht aus Kunststoff, Hormonen und Zucker und gilt als sehr gesundheitsschädlichBrix ist ein vollsynthetisches Streckmittel. Es besteht aus einem Mix aus flüssigem Kunststoff, Hormonen und Zucker. Hergestellt wird es in den USA und Australien allein zum Zweck der Gewichtserhöhung von Cannabisprodukten. Die Blüten werden damit besprüht oder sogar eingetaucht.

Gesundheitliches Risiko: Es ist unschwer sich vorzustellen, dass das Inhalieren von Plastik nicht gesund ist. Berichtet werden hauptsächlich Beschwerden im Lungenbereich sowie bronchitisartige Symptome, Langzeitfolgen sind nicht auszuschließen.

Sand und Talkum – mineralisch gestrecktes Cannabis

Um das Gewicht zu erhöhen, wird Cannabis auch mit Sand oder Talkum gestrecktMineralische Zusatzstoffe zählen zu den sogenannten mechanischen Streckmitteln und werden zur Gewichtserhöhung eingesetzt.

Zu erkennen sind mineralische Streckmittel für den Konsumenten recht einfach. So setzten sich Sandpartikel aufgrund der höheren Dichte oft am Boden ab. Beim Geschmackstest merkt man das charakteristische „Knirschen der Sandkörner.“

Mit Talkum gestrecktes Gras ist weißlich und riecht sehr schwach, da Talkum auch ein Bindemittel darstellt.

Gesundheitliche Risiken: Der Konsum von mineralischen Streckmitteln kann auf Dauer zu schweren Lungenschäden führen. Bei der Inhalation von talkumverseuchtem Cannabis wurden Fälle von Silikose beobachtet, bekannt als „Bergarbeiterkrankheit“.

Kleine Mengen Sand in Cannabis muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass es sich um ein Streckmittel handelt. Oftmals gelangen beim Ernten geringe Mengen Erde bei der Verarbeitung in das Produkt.

Haarspray

Ein stark nach Parfüm riechendes Gras wurde oftmals mit Haarspray gestreckt bzw. schwerer gemachtHandelsübliches Haarspray gehört ebenfalls ins Repertoire der Streckmittel für Cannabis. Auffällig ist bei Haschisch, welches mit Haarspray gestreckt wurde, die harte Konsistenz, das Kleinbröseln fällt schwer. Besprühte Blüten sind klebrig und glänzen auffällig.

Mit Haarspray kontaminiertes Cannabis verströmt oft einen parfümartigen Geruch. Beim Verbrennen entsteht – ähnlich wie bei Brix – eine harte, dunkle Asche, deswegen wird es oft mit Brix verwechselt – eigentlich aber irrelevant, weil beides solltest Du nicht konsumieren.

Die gesundheitlichen Risiken liegen hauptsächlich in der Reizung der oberen und unteren Atemwege. Hinzu kommt, dass bei der Hitzezufuhr während des Konsums Lösemittel freigesetzt werden, welche krebserregende Stoffe beinhalten.

Glas als Streckmittel

Glaspulver gilt als eines der gefährlichsten Streckmittel für Cannabis, da es die Gesundheit massiv beeinträchtigen kannZermahlenes Glas ist ein ebenfalls beliebtes – weil fast kostenloses – Streckmittel für Cannabis. Allerdings ist es nur selten in Deutschland beobachtet worden. Dokumentierte Fälle wurden bisher in England und Italien bekannt.

Aufgrund der Transparenz sind Glaspartikel meist nicht mit dem bloßen Auge erkennbar. Mit einer guten Lupe oder einem Taschenmikroskop kann man die Glaspartikel erkennen.

Glas besitzt eine hohe Dichte, es erhöht das Gewicht in ähnlichem Umfang wie Blei. Dass die Glaspartikel Splitterform haben, ist nicht die Regel, meist ist es gemahlen.

Risiko für die Gesundheit: Durch die Hitze bei der Verbrennung platzen die meist rundgeschliffenen Partikel. Beim Abkühlen bilden sich in der Lunge scharfkantige kleine Bruchstücke, diese können im Lungengewebe sogenannte Mikroschnittverletzungen hervorrufen. Dauerhafter Konsum von „Glasgras“ zieht nicht selten eine Silikose mit sich.

Zucker als Streckmittel für Cannabis

Aufgrund des niedrigen Preises verwenden Dealer häufig Zucker als StreckmittelAufgrund des niedrigen Preises und der einfachen Handhabung ist Zucker ein oft verwendetes Streckmittel. Mit Zucker gestrecktes Cannabis ist sehr hell und am süßen Geschmack erkennbar. Es brennt sehr schlecht und hinterlässt eine harte Asche.

Eindeutig nachweisbar ist der Zucker durch einen Glukosetest aus der Apotheke – sofern es sich um reine Glucose, Fructose oder deren Mischungen handelt. Haushaltszucker beinhaltet Saccharose, dies wird in handelsüblichen Tests oft nicht angezeigt.

Gesundheit: Obwohl Zucker oral konsumiert unschädlich ist, birgt es als Streckmittel eindeutig gesundheitliche Risiken. So führen durch Hitze karamellisierte Zuckerpartikel bei Inhalation zu Lungenproblemen. Die Kristalle legen sich auf die Bronchien und können Husten und andere Beschwerden verursachen. Außerdem bilden sich bei der Verbrennung von Zucker krebserregende Verbindungen.

Blei als Streckmittel

Mit Blei gepanschtes Cannabis ist Gott sei Dank inzwischen die Seltenheit, nachdem es in den 1970er-Jahren viele Fälle von Bleivergiftungen gegeben hat.

Blei wird in Form seiner Salze Bleisulfat oder Bleisulfit bereits während des Wachstums über die Pflanzen gestreut, mit dem bloßen Auge ist es kaum zu erkennen.

Bleisulfid ist eine salzartige Verbindung von Blei und Schwefel. Diese Bleisalze werden in der Glasindustrie verwendet und sind sehr giftig. So ist Blei eines der gefährlichsten Streckmittel überhaupt. Bereits ein einmaliger Konsum von mit Blei gestrecktem Cannabis kann schwere Vergiftungen zur Folge haben. Diese sind lebensgefährlich, die Behandlung ist langwierig.

Pflanzliche Streckmittel

Zu dieser Art der Streckmittel zählen beispielsweise Gewürze, Gartenkräuter oder auch Mehl. Meistens befinden sich pflanzliche Streckmittel in Marihuana, das bereits zerkleinert verkauft wird.

Erkennbar sind diese Substanzen teilweise durch klassischen Gewürzgeruch oder einer gelblich-grünlichen Staubschicht.

Da diese Substanzen keine psychoaktive Wirkung besitzen, gehört diese Art der Streckmittel zu den „geringsten Üblen“. Bei Inhalation ist die Gefahr eines gesundheitlichen Risikos nicht signifikant höher als durch den Genuss der Originalpflanze.

Sonstige Verunreinigung von Cannabis

Nicht immer ist verunreinigtes Cannabis auf eine vorsätzliche Versetzung mit Streckmitteln zurückzuführen. Hanf ist trotz seiner Popularität eine gängige Pflanze – und ähnlich wie seinen Artgenossen – verschiedenen Schadstoffen ausgesetzt. Diese sind entweder natürlichen Ursprungs, wie z. B. Bakterien und Pilze, aber auch bedingt durch die Kultivierung von Menschenhand, d. h. Dünger und Spritzmittel:

Dünger und Insektizide

Die Verabreichung von Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie Pestiziden für Cannabis ist sehr umstritten, wird dennoch aber immer noch angewandt – speziell im Indoorbereich.

Die bekanntesten verwendeten Wirkstoffe sind Fluralaxyl, Propamocarb und Abamectin.

PK13 und PK14 sind gängige Düngemittel, welche während der Blütezeit verwendet werden, um einen reichen Ertrag zu erzielen. Bei korrekter Anwendung ist dies unbedenklich für Pflanze und Konsument. Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen der Dünger nicht in die Erde, sondern direkt auf die Blüten gesprüht wird, um einen Gewichtszuwachs zu erlangen. Diese Verunreinigungen sind schwer zu erkennen, können aber bei Konsum schwere gesundheitliche Folgen haben.

Schimmel und Bakterien

Wenn die Umgebung zu feucht ist, vermehren sich auf Cannabispflanzen Schimmel und BakterienCannabis ist wie viele andere Pflanzen von Schimmelbildung gefährdet. Schimmelpilze fühlen sich in feuchter Umgebung wohl. Besonders bei der Indoor-Zucht sind Anlagen ohne professionelle Lüftungsanlagen und zu hoher Temperatur wahre Brutstätten. Aber auch bei der Ernte und falscher Lagerung kann Schimmel entstehen.

Nicht jeder Pilz ist giftig, besonders gefährlich sind sogenannte Mykotoxine, wie sie z. B. Arten der Gattung Aspergillus produzieren. Beim Inhalieren dieser Pilze können schwere Lungenschäden die Folge sein. Auf Blüten ist Schimmelpilz durch seine typischen weißlichen Haare mithilfe einer Lupe erkennbar.

Bei der Herstellung von legalen Cannabisprodukten, z. B. CBD-Öl ist durch eine Laboranalyse gewährleistet, dass diese die gesetzlichen Grenzwerte an Mykotoxinen nicht überschreiten. Anders sieht es leider bei Gras und Haschisch vom Schwarzmarkt aus – ebenfalls ein starkes Argument für die Legalisierung und den überwachten Handel.

Pflanzenerde enthält Millionen von Bakterien. Die meisten davon sind wertvoll und halten das biologische Gleichgewicht in Schacht. Einige davon sind allerdings für Pflanze und Konsument gefährlich. Auch für Bakterien existieren Grenzwerte, welche allerdings nur bei zugelassenen Produkten kontrolliert werden.

Wie kann ich mich vor gestrecktem Cannabis schützen?

Vorab: Solange die Legalisierung noch nicht im Gesetz verankert ist, gibt es keine staatliche Kontrolle – die Qualität der Produkte betreffend. Auf dem Schwarzmarkt erworbenes Cannabis ist immer ein Lotteriespiel. Ginge es hier um Brokkoli oder Schnittlauch, würden wir zum Eigenanbau raten, dieser ist für Hanf allerdings strafbar.

Es gibt eine Reihe von Indizien, welche auf gestrecktes Cannabis oder ungewünschte Verunreinigungen hindeuten. Einige davon wurden in obigen Kapiteln erklärt.

Tipp: Kaufe niemals bei unbekannten Personen. – im Idealfall bei Menschen, die selbst anbauen und konsumieren.

Sicherheit gegenüber verunreinigtem Gras durch Kontrollen wird es erst zu Zeiten der Legalisierung geben.

Fazit

Gestrecktes Cannabis ist eine latente Gefahr für jeden Konsumenten, solange der Konsum nicht gesetzlich legalisiert ist. Abseits der Legalisierung sind kriminellen Dealern Tür und Tor geöffnet – auf Kosten ahnungsloser Kunden.

Leichtsinn wird mitunter teuer bezahlt mit schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden!

Die Verantwortung bleibt beim Konsumenten – im Zweifelsfall heißt die Devise: Augen auf und bei Verdacht Finger weg!