Gestrecktes Cannabis – die versteckte Gefahr
Streckmittel in Cannabis sind aufgrund des noch bestehenden Verbotes ein großes Problem für Konsumenten. Der Schwarzmarkt boomt, das Gewicht bestimmt den Preis. Gestrecktes Cannabis ist in großem Umfang auf dem Markt unterwegs. Abgesehen von Streckmitteln stellen auch Verunreinigungen durch Dünger, Schimmel und Schädlingsbekämpfungsmittel eine Gefahr für die Gesundheit des Konsumenten dar.
Wir haben näher hingeschaut. Was bedeutet gestrecktes Cannabis? Welche Streckmittel werden verwendet? Mit welchen Verunreinigungen muss ich zusätzlich rechnen und wie kann ich mich vor gestrecktem Cannabis schützen?
Warum wird gestrecktes Cannabis verkauft?
Allen voran stehen derzeit synthetische Cannabinoide, welche nicht nur zur Abhängigkeit führen können, sondern auch bedingt durch ihre extreme Wirkung viele Todesopfer gefordert haben.
Die zwei Arten von Streckmittel in Cannabis
Die Liste von Streckmittel in Cannabis ist lang und wächst stetig weiter. Grundsätzlich wird gestrecktes Cannabis in zwei Kategorien unterteilt:
Streckmittel, die frei erhältlich sind
Z. B. Sand, Glaspulver, Haarspray, Brix etc. Diese Substanzen klingen erst mal halb so schlimm. Bei Konsum durch Inhalation des gestreckten Cannabis setzen sich Konsumenten allerdings unkalkulierbaren gesundheitlichen Folgen aus
Lacing
...ist der Fachbegriff für die Verunreinigung von Cannabis durch andere illegale Drogen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um synthetische Cannabinoide oder andere NPS (Neuen Psychoaktive Stoffe). In sehr seltenen Fällen wurden auch harte Drogen, wie z. B. Heroin entdeckt.
Strafrechtlich gesehen gibt es für die unterschiedlichen Streckmittel kaum einen Unterschied, da der Verkauf von Cannabis per se strafbar ist.
Im Falle der Legalisierung bürgen die lizenzierten Verkaufsstellen für die Reinheit und können bei Verstoß zur Rechenschaft gezogen werden.
Welche Streckmittel sind am häufigsten?
Synthetische Cannabinoide
Synthetische Cannabinoide, auch als Cannabinoidmimetika geläufig, gehören zu den sogenannten „Neuen psychoaktiven Stoffen (NPS)“, welche unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.
Diese legalen Cannabinoide wurden allerdings mit dem Gesetz über Neue-psychoaktive-Stoffe im Jahre 2016 wieder verboten. Seither sind diese Produkte „im Trend“ als Streckmittel von pflanzlichem Cannabis.
Derzeit sind ca. 170 verschiedene synthetische Cannabinoide wissenschaftlich dokumentiert. Die Anzahl ist steigend, es werden immer neue Verbindungen geschaffen, um eine Identifizierung durch entsprechende Analysen zu erschweren. Als Ursprung werden Labore in Asien vermutet.
Da der Preis dieser Cannabinoide im Vergleich zum natürlichen Cannabis sehr gering ist und es ebenfalls berauschend wirkt, sind diese Stoffe ganz vorne in der Beliebtheit der Streckmittel.
Cannabinoidmimetika sind für Konsumenten äußerlich nicht erkennbar, es existiert kein charakteristischer Geschmack oder Geruch. Aufgrund ihrer starken Wirkung werden sie nur in geringen Mengen aufgebracht. Nachweisbar sind sie lediglich durch eine professionelle Laboranalyse.
Vorsicht, Lebensgefahr: Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahre 2019 starben in Deutschland nachweislich 11 Personen am Konsum von Cannabis, welches mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt war, 2020 waren es 9 Personen, die Dunkelziffer ist vermutlich höher.
Natürliches THC wirkt als partieller Agonist. Im Klartext: Es dockt nur teilweise an die CB1 und CB2 Rezeptoren an. Eine gesundheitsgefährdende Überdosierung ist ausgeschlossen - es wurde bisher von keinem Cannabistoten berichtet, welcher ungestrecktes Cannabis konsumiert hat.
Synthetische Cannabinoide hingegen wirken chemisch als Vollagonisten, das bedeutet, die Wirkung ist um Potenzen stärker, die Gefahr einer tödlichen Überdosierung ist sehr hoch.
Vorsicht Suchtgefahr! Im Gegensatz zu natürlichem Cannabis geht von synthetischen Produkten ein hohes Abhängigkeitspotenzial aus, vergleichbar mit Alkohol und anderen harten Drogen.
Brix als Streckmittel von Cannabis
Brix ist ein vollsynthetisches Streckmittel. Es besteht aus einem Mix aus flüssigem Kunststoff, Hormonen und Zucker. Hergestellt wird es in den USA und Australien allein zum Zweck der Gewichtserhöhung von Cannabisprodukten. Die Blüten werden damit besprüht oder sogar eingetaucht.
Gesundheitliches Risiko: Es ist unschwer sich vorzustellen, dass das Inhalieren von Plastik nicht gesund ist. Berichtet werden hauptsächlich Beschwerden im Lungenbereich sowie bronchitisartige Symptome, Langzeitfolgen sind nicht auszuschließen.
Ein mit Brix gestrecktes Cannabis sieht frisch und feucht aus, auch nach Tagen der Trocknung. Außerdem wirkt es äußerst harzig und fest. Grund dafür ist, dass sich das Brix wir eine Art Klarsichtfolie um die Blüten legt.
Aufgrund der „Ummantelung“ mit dem Streckmittel riecht das Gras eher schwach.
Ein weiterer Anhaltspunkt ist der Verbrennungstest: Beim Anzünden einer kleinen Menge der Pflanze entstehen Funken, ähnlich wie bei einer Wunderkerze. Die entstehende Asche ist hart. Beim Verreiben der Asche entsteht ein schwarzer, weicher Ölfilm.
Beim Geschmackstest kann verbrixtes Gras eventuell unnatürlich chemisch bis bitter auffallen. Von diesem Test ist abzuraten, da Du als Konsument unmittelbar mit dem Gift in Kontakt kommst.
Wichtig: Die genannten Indizien sind nur Hinweise auf eine Verbrixung, eindeutigen Aufschluss würde nur eine Laboranalyse geben. Im Zweifelsfall gilt: Finger weg!
Sand und Talkum – mineralisch gestrecktes Cannabis
Mineralische Zusatzstoffe zählen zu den sogenannten mechanischen Streckmitteln und werden zur Gewichtserhöhung eingesetzt.
Zu erkennen sind mineralische Streckmittel für den Konsumenten recht einfach. So setzten sich Sandpartikel aufgrund der höheren Dichte oft am Boden ab. Beim Geschmackstest merkt man das charakteristische „Knirschen der Sandkörner.“
Mit Talkum gestrecktes Gras ist weißlich und riecht sehr schwach, da Talkum auch ein Bindemittel darstellt.
Gesundheitliche Risiken: Der Konsum von mineralischen Streckmitteln kann auf Dauer zu schweren Lungenschäden führen. Bei der Inhalation von talkumverseuchtem Cannabis wurden Fälle von Silikose beobachtet, bekannt als „Bergarbeiterkrankheit“.
Kleine Mengen Sand in Cannabis muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass es sich um ein Streckmittel handelt. Oftmals gelangen beim Ernten geringe Mengen Erde bei der Verarbeitung in das Produkt.
Haarspray
Handelsübliches Haarspray gehört ebenfalls ins Repertoire der Streckmittel für Cannabis. Auffällig ist bei Haschisch, welches mit Haarspray gestreckt wurde, die harte Konsistenz, das Kleinbröseln fällt schwer. Besprühte Blüten sind klebrig und glänzen auffällig.
Mit Haarspray kontaminiertes Cannabis verströmt oft einen parfümartigen Geruch. Beim Verbrennen entsteht – ähnlich wie bei Brix – eine harte, dunkle Asche, deswegen wird es oft mit Brix verwechselt – eigentlich aber irrelevant, weil beides solltest Du nicht konsumieren.
Die gesundheitlichen Risiken liegen hauptsächlich in der Reizung der oberen und unteren Atemwege. Hinzu kommt, dass bei der Hitzezufuhr während des Konsums Lösemittel freigesetzt werden, welche krebserregende Stoffe beinhalten.
Glas als Streckmittel
Zermahlenes Glas ist ein ebenfalls beliebtes – weil fast kostenloses – Streckmittel für Cannabis. Allerdings ist es nur selten in Deutschland beobachtet worden. Dokumentierte Fälle wurden bisher in England und Italien bekannt.
Aufgrund der Transparenz sind Glaspartikel meist nicht mit dem bloßen Auge erkennbar. Mit einer guten Lupe oder einem Taschenmikroskop kann man die Glaspartikel erkennen.
Glas besitzt eine hohe Dichte, es erhöht das Gewicht in ähnlichem Umfang wie Blei. Dass die Glaspartikel Splitterform haben, ist nicht die Regel, meist ist es gemahlen.
Risiko für die Gesundheit: Durch die Hitze bei der Verbrennung platzen die meist rundgeschliffenen Partikel. Beim Abkühlen bilden sich in der Lunge scharfkantige kleine Bruchstücke, diese können im Lungengewebe sogenannte Mikroschnittverletzungen hervorrufen. Dauerhafter Konsum von „Glasgras“ zieht nicht selten eine Silikose mit sich.
Zucker als Streckmittel für Cannabis
Aufgrund des niedrigen Preises und der einfachen Handhabung ist Zucker ein oft verwendetes Streckmittel. Mit Zucker gestrecktes Cannabis ist sehr hell und am süßen Geschmack erkennbar. Es brennt sehr schlecht und hinterlässt eine harte Asche.
Eindeutig nachweisbar ist der Zucker durch einen Glukosetest aus der Apotheke – sofern es sich um reine Glucose, Fructose oder deren Mischungen handelt. Haushaltszucker beinhaltet Saccharose, dies wird in handelsüblichen Tests oft nicht angezeigt.
Gesundheit: Obwohl Zucker oral konsumiert unschädlich ist, birgt es als Streckmittel eindeutig gesundheitliche Risiken. So führen durch Hitze karamellisierte Zuckerpartikel bei Inhalation zu Lungenproblemen. Die Kristalle legen sich auf die Bronchien und können Husten und andere Beschwerden verursachen. Außerdem bilden sich bei der Verbrennung von Zucker krebserregende Verbindungen.
Blei als Streckmittel
Mit Blei gepanschtes Cannabis ist Gott sei Dank inzwischen die Seltenheit, nachdem es in den 1970er-Jahren viele Fälle von Bleivergiftungen gegeben hat.
Blei wird in Form seiner Salze Bleisulfat oder Bleisulfit bereits während des Wachstums über die Pflanzen gestreut, mit dem bloßen Auge ist es kaum zu erkennen.
Bleisulfid ist eine salzartige Verbindung von Blei und Schwefel. Diese Bleisalze werden in der Glasindustrie verwendet und sind sehr giftig. So ist Blei eines der gefährlichsten Streckmittel überhaupt. Bereits ein einmaliger Konsum von mit Blei gestrecktem Cannabis kann schwere Vergiftungen zur Folge haben. Diese sind lebensgefährlich, die Behandlung ist langwierig.
Pflanzliche Streckmittel
Zu dieser Art der Streckmittel zählen beispielsweise Gewürze, Gartenkräuter oder auch Mehl. Meistens befinden sich pflanzliche Streckmittel in Marihuana, das bereits zerkleinert verkauft wird.
Erkennbar sind diese Substanzen teilweise durch klassischen Gewürzgeruch oder einer gelblich-grünlichen Staubschicht.
Da diese Substanzen keine psychoaktive Wirkung besitzen, gehört diese Art der Streckmittel zu den „geringsten Üblen“. Bei Inhalation ist die Gefahr eines gesundheitlichen Risikos nicht signifikant höher als durch den Genuss der Originalpflanze.
Sonstige Verunreinigung von Cannabis
Dünger und Insektizide
Die Verabreichung von Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie Pestiziden für Cannabis ist sehr umstritten, wird dennoch aber immer noch angewandt – speziell im Indoorbereich.
Die bekanntesten verwendeten Wirkstoffe sind Fluralaxyl, Propamocarb und Abamectin.
PK13 und PK14 sind gängige Düngemittel, welche während der Blütezeit verwendet werden, um einen reichen Ertrag zu erzielen. Bei korrekter Anwendung ist dies unbedenklich für Pflanze und Konsument. Leider gibt es immer wieder Fälle, in denen der Dünger nicht in die Erde, sondern direkt auf die Blüten gesprüht wird, um einen Gewichtszuwachs zu erlangen. Diese Verunreinigungen sind schwer zu erkennen, können aber bei Konsum schwere gesundheitliche Folgen haben.
Schimmel und Bakterien
Cannabis ist wie viele andere Pflanzen von Schimmelbildung gefährdet. Schimmelpilze fühlen sich in feuchter Umgebung wohl. Besonders bei der Indoor-Zucht sind Anlagen ohne professionelle Lüftungsanlagen und zu hoher Temperatur wahre Brutstätten. Aber auch bei der Ernte und falscher Lagerung kann Schimmel entstehen.
Nicht jeder Pilz ist giftig, besonders gefährlich sind sogenannte Mykotoxine, wie sie z. B. Arten der Gattung Aspergillus produzieren. Beim Inhalieren dieser Pilze können schwere Lungenschäden die Folge sein. Auf Blüten ist Schimmelpilz durch seine typischen weißlichen Haare mithilfe einer Lupe erkennbar.
Bei der Herstellung von legalen Cannabisprodukten, z. B. CBD-Öl ist durch eine Laboranalyse gewährleistet, dass diese die gesetzlichen Grenzwerte an Mykotoxinen nicht überschreiten. Anders sieht es leider bei Gras und Haschisch vom Schwarzmarkt aus – ebenfalls ein starkes Argument für die Legalisierung und den überwachten Handel.
Pflanzenerde enthält Millionen von Bakterien. Die meisten davon sind wertvoll und halten das biologische Gleichgewicht in Schacht. Einige davon sind allerdings für Pflanze und Konsument gefährlich. Auch für Bakterien existieren Grenzwerte, welche allerdings nur bei zugelassenen Produkten kontrolliert werden.
Wie kann ich mich vor gestrecktem Cannabis schützen?
Vorab: Solange die Legalisierung noch nicht im Gesetz verankert ist, gibt es keine staatliche Kontrolle – die Qualität der Produkte betreffend. Auf dem Schwarzmarkt erworbenes Cannabis ist immer ein Lotteriespiel. Ginge es hier um Brokkoli oder Schnittlauch, würden wir zum Eigenanbau raten, dieser ist für Hanf allerdings strafbar.
Es gibt eine Reihe von Indizien, welche auf gestrecktes Cannabis oder ungewünschte Verunreinigungen hindeuten. Einige davon wurden in obigen Kapiteln erklärt.
- Ungewöhnlicher Geruch...zu süßlich, chemisch oder neutral.
- Funkenbildung beim Abbrennen – ähnlich wie bei Wunderkerzen.
- Schwarze Asche oder klebrig ölige Rückstände beim Brenntest.
- Visuell erkennbare Fremdkörper, z. B. Sandkörner etc.
- Übermäßig glänzende, feuchte Blüten, weißer oder gelblicher Flaum.
Achtung: Die Liste der genannten Indizien für Streckmittel erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Fundierung oder Vollständigkeit. Die Angaben basieren auf Erfahrungswerten. Auch wenn Cannabis völlig unauffällig und frei von Anzeichen auf ein illegales Zusatzmittel ist, kann es gestreckt sein, viele Streckmittel sind nicht erkennbar!
Tipp: Kaufe niemals bei unbekannten Personen. – im Idealfall bei Menschen, die selbst anbauen und konsumieren.
Sicherheit gegenüber verunreinigtem Gras durch Kontrollen wird es erst zu Zeiten der Legalisierung geben.
*Solange die Cannabisprohibition besteht, ist es in Deutschland nicht möglich, von offizieller Seite illegal erworbenes Cannabis auf Streckmittel untersuchen zu lassen.
*In Österreich, der Schweiz, aber auch in Frankreich existieren Institutionen, welche diese Dienstleistung anbieten, sie kann lebensrettend sein.
Fazit
Gestrecktes Cannabis ist eine latente Gefahr für jeden Konsumenten, solange der Konsum nicht gesetzlich legalisiert ist. Abseits der Legalisierung sind kriminellen Dealern Tür und Tor geöffnet – auf Kosten ahnungsloser Kunden.
Leichtsinn wird mitunter teuer bezahlt mit schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden!
Die Verantwortung bleibt beim Konsumenten – im Zweifelsfall heißt die Devise: Augen auf und bei Verdacht Finger weg!